Belgischer Schäferhund
Herkunft und Geschichtliches
Belgische Schäferhunde waren vor dem Ende des 19 Jahrhunderts ausschließlich als Arbeitshunde von Schäfern und Bauern bekannt und keine eigenständige Rasse.
Der Club du Chien de Berger Belge wurde am 29. September 1891 in Brüssel von Prof. Dr. Reul gegründet. Am 8. Mai 1892 fand in Cureghem die erste Spezialzuchtschau für Belgische Schäferhunde statt. Im gleichen Jahr wurde auch der erste Standard verfasst. Darin wurden drei Haarvarietäten beschrieben: Langhaar, Rauhhaar und Kurzhaar. Dieser Standard wurde etliche Male geändert bis zum heute gültigen Standard mit vier Varietäten. 1898 wurde von L. Huyghebaert und Dr. G. Geudens ein anderer Club gegründet, der Berger Belge Club mit Sitz in Malines (Mechelen). Die diversen Streitigkeiten um Farbe, Haarkleid und andere wichtige Eigenschaften der Rasse überlebte nur der zuletzt gegründete Club. Dieser wurde von der Societè Royal Canine St. Hubert (belgischer Dachverband) anerkannt. Wenige Jahre später wurde noch der Königliche Groendendael Club anerkannt. Am 30. März 1990 schlossen sich diese beiden Clubs letztendlich zur Königlichen Union der Klubs für belgische Schäferhunde zusammen.
1901 wurden die ersten Belgier im Zuchtbuch eingetragen. Erster offiziell registrierter Hund war der Malinois Vos de Polders.
Der Belgische Schäferhund wird in 4 Fellvariationen gezüchtet:
- Groenendael; langhaarig, schwarz
- Laekenois, rauhaarig
- Malinois, kurzhaarig
- Tervueren, langhaarig, rotbraun, falb, schwarz gewolkt
Den gleichen Hundetyp gibt es auch im Nachbarland, den Niederlanden: den Hollandse Herdershond. Körperbau und Aussehen sind so gut wie identisch. Die Belgier haben im Gegensatz zum Hollandsen Herderhond ihre Fellvarietäten unterschiedlich benannt. Auffällig ist bei den Holländern, dass hier gestromte Hunde gezüchtet werden. Belgier und Holländer stammen etwa aus der gleichen Gegend. Die Trennung der Linien erfolgte erst, als Belgien sich von den Niederlanden trennte und selbstständig wurde.
Beschreibung
Der Belgier hat einen leichten Knochenbau und eine elegante Gesamterscheinung. Dadurch, dass er seinen Kopf recht hoch trägt (eine Winkelung von fast 90 Grad von Hals zu Rückenlinie im Vergleich zu ca. 45 Grad beim heutigen Deutschen Schäferhund), wirkt dieser Hund sehr edel und stolz ohne Übertreibungen. Sein Kopf soll trocken (eng anliegende Haut) und nicht grob sein. Stop (Stirnpartie) und Nasenoberrücken sollten nahezu parallel sein. Im Gegensatz zum Deutschen Schäferhund, der rechteckig, d. h. länger als hoch ist, ist der belgische Schäferhund im Idealfall quadratisch gebaut und wenig gewinkelt. Seine Schulter ist steil abfallend und die Hinterhand sehr wenig gewinkelt, d. h. sie steht eher unter dem Körper. Dadurch ist der Gang des belgischen Schäferhundes weniger „raumgreifend“. Die steile Hinterhandwinkelung erklärt aber auch die Geschwindigkeit und Wendigkeit sowie das herausragende Springvermögen dieses Hundes und zeigt die Zweckmäßigkeit seines Gebäudes für die vorgesehenen Einsatzzwecke. Am besten sieht man diese Unterschiede zum allseits bekannten DSH beim Malinois.
Gesundheit
Der belgische Schäferhund bleibt durch sein gesundes, zweckmäßiges Gebäude von den meisten typischen Krankheiten mittelgroßer und großer Hunde, wie HD und ED, Spondylose oder Herzbeschwerden größtenteils verschont. In den meisten Rasseratgebern wird man unter dem Punkt rassetypischer Krankheiten beim Belgier einen Strich finden. Lediglich Epilepsie tritt ab und zu auf. Außerdem bleiben die meisten Belgier bis ins hohe Alter (14 Jahre und mehr sind keine Seltenheit) fit und agil.
Haltung
Der Belgier möchte Haus, Hof und Meute bewachen und beschützen. Klar, dass die Haltung im Haus mit Garten seinen Ansprüchen besser genügt, als die Unterbringung in der Etagenwohnung. Im letzteren Falle sollte man auch in Erfahrung bringen, was wohl die lieben Nachbarn von der vierbeinigen Alarmanlage im Haus halten...
Ganz gleich, wo man den Belgier nun hält, macht man ihn am besten vom ersten Tage an mit Takt und Konsequenz klar, wo die Grenzen seiner erwünschten Wachsamkeit und Verteidigungsbereitschaft liegen, denn hat sich der Vierbeiner erst einmal angewöhnt, loszukläffen, bloß weil drei Häuser weiter jemand den Kühlschrank öffnet, Besucher anzuknurren oder anzuspringen, ist es äußerst schwierig, ihn davon zu kurieren. Als Hütehund liegt es dem Belgier nach wie vor im Blut, seine Schutzbefohlenen, in diesem Falle Chef nebst Anhang, aufmerksam zu begleiten. Fördert man diese Tendenz schon beim Junghund und lässt es erst gar nicht einreißen, dass er sich zu weit vom Meister entfernt, etabliert man nicht nur eine angenehme Gewohnheit, sondern erspart sich auch späteren Ärger bei der sonstigen Erziehung. Natürlich, damit der Hund zumindest den Blickkontakt quasi ständig aufrechterhält, muss der Chef das Interesse erwidern. Den Belgier ein paar Stunden am Tag weitgehend unbeachtet im Auslaufgebiet herumflitzen zu lassen, stört nicht nur die dem Hund so wichtige Bindung an seinen Menschen, sondern auch den Gehorsam.
Der Belgier bedarf der Aufmerksamkeit und aktiven Teilnahme seines Meisters am Geschehen und Erleben - also kein Hund für Schlafmützen. Alle Belgierschläge sind für zügiges, ausdauerndes Laufen geschaffen. Das heißt, der Vierbeiner will ca. drei Stunden pro Tag im wahrsten Sinne des Wortes auf Trab gehalten werden. Lauftraining am Rad für den ausgewachsenen, gesunden Hund sollte also ins Tagesprogramm gehören.
Die Lust, hinter etwas oder jemanden herzujagen, es oder ihn zu fassen und, welche Wonne!, zu beuteln, kann den jungen Belgier leicht auf Abwege führen. Gemeint ist natürlich der gefährliche ,,Sport", Fahrzeuge zu verfolgen, Jogger wie Schafe zu treiben und dienstbeflissen ins Hosenbein zu zwacken. Da man gerade den im Wachstum befindlichen Hund nicht körperlich überfordern darf, hilft da nur viel ereignisreiche Beschäftigung, die nicht zu kräftezehrend ist und auf der anderen Seite konsequente Aberziehung der unrühmlichen Hütearbeit.
Fasziniert?
Sie haben gerade das erste Mal einen Tervueren gesehen, ein elegantes und ausdruckstarkes Geschöpf, das sich vorbildlich benahm, tadellos gepflegt war? Sie wollen einen Tervueren und das am besten schon gestern!
Dabei gibt es einiges zu beachten! Er ist geeignet für Menschen die gerne Wandern bzw. ausgedehnte Spaziergänge machen. Für sportliche Menschen die Joggen gehen. Er ist ein toller Familienhund, sofern er ausreichend Beschäftigung bekommt. Wenn sie Kinder haben, sollten sich diese an die "Spielregeln" halten, die von ihnen zuvor erstellt wurden.
Wichtig ist es sicherzustellen, dass der Hund hundertprozentig von allen Mitgliedern des Haushaltes gewollt ist, und die nötige Zeit aufbringen kann um einem Belgier gerecht zu werden!
Die Vergrößerung des Haushalts um irgendeinen Hund bringt immer eine Veränderung des normalen Familienlebens mit sich. In vielerlei Hinsicht ist es dem ähnlich, ein Kind zu haben. Sie können nicht aus dem Stehgreif entscheiden, die Nacht nicht zu Hause zu verbringen oder die Gelegenheit eines Last Minute-Urlaubs zu nutzen.
Es entstehen sowohl die Kosten für den Kauf als auch die fortlaufenden Kosten für Futter, Tierarzt, Haftpflichtversicherung, evtl. Hundesteuer, evtl. Beitragsgebühren für den Rassehundeverband und notwendige Extras, wie z.B. Halsbänder, Leinen, Liegedecken und Futter. Dies alles sind Dinge, die mehr kosten werden, als wenn Sie sich für einen Chihuahua oder einen anderen kleinen Hund entschieden hätten.
Dem Rasseinteressenten muss jedenfalls klar werden, dass der Belgier nicht irgendein Schäferhund ist, sondern eine Rasse, deren Vertreter vom Welpen zum voll ausgereiften Erwachsenen zu geleiten, sehr viel Feingefühl, "Hundeverstand" und die Bereitschaft fordert, rassetypische und individuelle Besonderheiten genau zu erkennen und zu fördern. Sie lassen sich nicht über den Pauschalkamm ,,Schäferhund" scheren.